Die Interpretation der Suchanfrage ist ein wichtiger Bestandteil der Verarbeitung der Suchanfrage. Der Einbezug und Abgleich von Kontextinforationen wie Nutzerdaten, aktueller Standort und bisherige Suchanfragen mit den Daten ähnlicher Nutzergruppen ist ein komplizierter und undurchsichtiger Prozess.

Der Energieverbrauch hängt hierbei von der benötigten Rechenleistung und der Anzahl der Anfrageinterpretationen ab. Da zu diesem Prozess keine öffentlichen Angaben in Bezug auf die benötigte Rechenleistung vorliegen, wird im Folgenden aus den Daten des Versuchs eine möglichst passende Näherung berechnet: Insgesamt benötigt Google durchschnittlich 0,71 Sekunden und Bing 1,16 Sekunden für die Beantwortung einer Suchanfrage.

Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Suchmaschinen innerhalb dieser Zeit die Anfrage interpretiert und mit dem Index abgeglichen haben. Um die Ladezeit möglichst gering zu halten, ist es wahrscheinlich, dass diese Prozesse bereits vor dem Absenden der Anfrage durchgeführt werden. Dies ist möglich, da die Parameter bereits bei der Eingabe an den Server gesendet werden. Dies bestätigt das Experiment, denn bei einer direkten Suchanfrage über die URL wurde eine zeitliche Differenz entdeckt, die bei Google durchschnittlich 0,36 Sekunden und bei Bing 0,16 Sekunden beträgt.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass während dieses Zeitraums neben der Anfrageinterpretation auch die Abfrage des Indexes erfolgt. Um die benötigte Rechendauer zu erhalten, muss die Zeit, welche für die Abfrage des Indexes benötigt wird, abgezogen werden.

Der Versuch hat gezeigt, dass Google innerhalb der 0,35 Sekunden durchschnittlich 12,8 Millionen Ergebnisse findet, während Bing ca. 270.000 Ergebnisse in 0,16 Sekunden erhält.

Aus dieser Differenz lässt sich berechnen, dass Google pro Millisekunde 66.167 Ergebnisse findet. Da beide Suchmaschinen zu Beginn eine Anfrageinterpretation durchführen, lässt sich mithilfe der Zeitdifferenz beim Finden der Ergebnisse berechnen, wie viel Zeit Google für die Anfrageinterpretation übrig bleibt.

Aus der Geschwindigkeit von 66.167 Ergebnissen pro Millisekunde lässt sich für 12,8 Millionen Ergebnissen eine Abfragedauer von 194 Millisekunden berechnen. Bei einer Gesamtdauer von 350 Millisekunden für den Suchprozess ergibt sich unter Abzug der Abfragedauer ein Restzeitraum von 156 Millisekunden, in dem die Anfrageinterpretation durchgeführt wird.

Auch wenn Google die Anfrageinterpretation stark optimiert haben dürfte, führt die große Anzahl von Suchanfragen zu einem erheblichen Energieverbrauch.

Bei 3,29 Billionen Suchanfragen, welche Google im Jahr 2016 verarbeiten musste, ergibt sich bei der Dauer der Anfrageinterpretation von 156 Millisekunden eine gesamte Rechendauer von 142,6 Millionen Stunden (16.278 Jahre) für alle Suchanfragen. Daraus ergibt sich, dass mindestens 16.278 Server benötigt werden, um die Rechendauer innerhalb eines Jahres erbringen zu können.

Berechnet man den Energieverbrauch mithilfe der benötigten Server mit einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 120 W (2880 Wh pro Tag) und unter Berücksichtigung der PUE mit dem Faktor 1,10, kommt man auf einen serverseitigen Energieverbrauch von ca. 51,6 MWh pro Tag, also 18,8 GWh pro Jahr.