Wie in bereits beschrieben, crawlt eine Suchmaschine regelmäßig die ihr bekannten Webseiten. Der Energieverbrauch hängt dabei von der Anzahl zu crawlender Seiten, der benötigten Rechenleistung pro Crawlingdurchlauf sowie der Wiederholungsfrequenz pro Seite ab.

Wie im letzten Abschnitt beschrieben, wird von 30 bis 60 Milliarden indexierter Seiten und 10 bis 20 Milliarden nicht indexierter Seiten ausgegangen. Wenn die berechneten Crawling-Intervalle auf diese Schätzungen angewendet werden, kommt man zu dem Schluss, dass Google täglich durchschnittlich zwischen 399,2 Millionen und 798,4 Millionen indexierte sowie zwischen 133,0 Millionen und 266,1 Millionen nicht indexierte Seiten, also insgesamt zwischen 472,2 Millionen und 1,1 Milliarden Seiten, crawlen müsste.

Da das Laden sämtlicher Ressourcen, das Rendern der Seite und der Speicherprozess deutlich rechenintensiver ist als die reine URL-Prüfung, kann ein Server täglich weniger Webseiten crawlen als URLs prüfen. Wie lange ein Server für den Crawlingprozess benötigt, ist unbekannt. 2022 benötigte ein Desktop-PC durchschnittlich 6,5 Sekunden, bis das Onload-Event des Browsers ausgelöst wurde.

Da die Verzögerung hauptsächlich durch die Wartezeiten der Datenübertragung entstehen, ist davon auszugehen, dass mehrere Webseiten asynchron vorgeladen und anschließend an die Renderengine übergeben werden. Schätzungsweise könnte so ein Server 10 Webseiten pro Sekunde rendern und crawlen.

Ein Server könnte daher 864.000 Webseiten pro Tag crawlen. Damit Google täglich zwischen 472,2 Millionen und 1,1 Milliarden URLs verarbeiten kann, werden somit 547 bis 1232 Server benötigt, die ganztägig laufen und Crawling betreiben.

Berechnet man den Energieverbrauch mithilfe der benötigten Server mit einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 120 W (2880 Wh pro Tag) und unter Berücksichtigung der PUE mit dem Faktor 1,10, kommt man auf einen minimalen serverseitigen Energieverbrauch von ca. 1,7 MWh und einen maximalen Verbrauch von 3,9 MWh pro Tag.

Im Energie-URL-Discovery Abschnitt wurde für den Datentransfer ein Energieverbrauch von 0,0003402 Wh/kB berechnet. Da jedoch beim Crawling nicht nur auf eine Antwort des Servers gewartet wird, sondern die Seite vollständig geladen und gerendert wird, werden weitere Ressourcen geladen. Deshalb muss von einer höheren Datenübertragung und somit einem höheren Energieverbrauch ausgegangen werden. Im Jahr 2022 war eine Webseite mit sämtlichen Ressourcen durchschnittlich 2286.3 kB groß.

Bei 472,2 Millionen bis 1,1 Milliarden täglich zu crawlenden Seiten ergibt sich somit ein Energieverbrauch von 367,3 bis 828,0 MWh pro Tag durch den Datentransfer.

Bei 472,2 Millionen bis 1,1 Milliarden täglich zu crawlenden Seiten ergibt sich daraus ein jährlicher Energieverbrauch von 620,5 MWh bis 1,4 GWh durch die Server sowie 134,1 GWh bis 302,2 GWh durch den Datentransfer. Daher beträgt der gesamte verursachte Energieverbrauch zwischen 134,7 GWh und 303,6 GWh.